Heute hat man keine Handtasche mehr! Man hat eine Clutch, Pochette oder Messenger Bag. Einige haben einen Rucksack, andere auch wieder eine Gürteltasche. Aber Handtasche?
Ist Ridikül
Im 18. Jahrhundert trug man eine Pompadour (auch Ridikül – Lächerlich) genannte Umhängetasche aus Seide, geschlossen mit zwei Schnüren, welche dann als Traggriff dienten. Diese anfänglich kleinen Täschchen wurden grösser und schwerer, bald hatten sie die Grösse eines kleinen Koffers. In den 1920er Jahren wurde der Reissverschluss (von den Transportsäcken der kanadischen Armee) für die Handtaschen entdeckt, es entwickelte sich eine Etui-Tasche (Pochette), welche ähnlich einem Couverts, eine Lasche hatte, mit welcher sie verschlossen wurde.
Je nach Höhe der Kaufkraft der jeweiligen Jahre, wurde die Tasche mit unterschiedlichen Materialien gefertigt: Seide, Samt, Zelluloid oder Bakelit. Einmal waren sie dezent, ein andermal in schreienden Farben. Die Tragriemen wechselten sich ab von sehr kurz bis lang, die Trageart von Umhängetasche zu Schultertasche und Unterarmtasche. Je nach Modeströmung passend.
Wenn der Inhalt lieb und teuer ist
Eine nette Anekdote: Unsere Mutter nähte ihr ganzes Leben. Jeder Stoff wurde von ihr zu irgendeinem Gegenstand verarbeitet, jeder von uns hatte sicher irgendetwas von Mami erhalten, was sie aus Stoff nähte. Dass sie durch meinen Mann an der Quelle zu edlen Stoffen war, war für sie ein Segen. Sie schwelgte in den wunderschönsten Materialien und stellte Taschen à gogo her.
Eines Abends, als wir sie in ihrem Zimmer im Alterszentrum besucht haben, zeigte sie uns ihre neueste Kreation: eine Handtasche. Ein toller Stoff, natürlich mit Reissverschluss und wie es sich gehört, mit Stoff gefüttert. Wir mussten lachen: den Stoff, der ihr so gut gefallen hat, hat sie mit einer Seide gefüttert. Der Wert der Seide (dem Futter) war um ein vielfaches höher als der Stoff der Tasche. Wer da sagt, dass der Inhalt einer Handtasche keinen Wert hat, der wurde eines besseren belehrt!
Und Schiller hatte recht!
Ein Arbeitskollege kam eines Tages ins Büro und erzählte, er sei geschockt! Seine Tochter wünsche sich zum Geburtstag eine Handtasche. Sie wünsche von allen Verwandten Geld, um eine damit eine solche zu kaufen. Er, also der gute Papa, fand, das sei doch peinlich, die würden doch meinen, dass er nicht genügend solvent wäre, um seiner Tochter ein Handtäschli kaufen zu können! Er bot ihr an, ihr die Tasche zu schenken.
Gesagt, getan. Er ging mit Töchterchen in den Laden (der mit dem H) und sie suchte eine Tasche aus – und Papa bezahlte. Das war dann der Schock. Eine Hermès Kelly Bag erhält man ab CHF 4’000.00, die Birkin Bag ab CHF 6’000.00. Der Preis ist nach oben offen. Die Kelly kann bis zu CHF 70’000.00 kosten, je nach Material.
Wie Friedrich von Schiller schon sagte: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“!
Gehts noch? Das ist reine Produktpiraterie!
Heute kauft man Taschen bei Yves Saint Laurant, Versace, Alexander McQuee, und sicher sind sie alle schön. Vor kurzer Zeit kam der Hammer, der Höhepunkt der Produktpiraterie: Balenciaga, ein italienischer Edelschneider, bot eine Tasche an, die Arena Extra-Large Shopper Tote Bag aus Kalbsleder, welche der Ikea-Tasche zum verwechseln ähnelte. Der Preis der Tasche: CHF 2’200.00! In der Ikea gibt es die Kult-Tasche Frakta für nicht mal einen Franken! Frech, nicht?
Und was hat das mit heute zu tun? Nichts! Ich hatte ganz einfach Lust, mich mal über Handtäschli schlau zu machen. Ist doch auch mal was, oder? Auf jeden Fall hat es in einer Handtasche meistens mehr als man vermuten könnte, siehe den gestrigen Blog von Mary Poppins!
Du weisst aber, dass bei Hermès alles nach wie vor in Paris von Hand produziert wird? Aufwändig und mit viel Geschick sind diese Produkte alles Einzelstücke. Der Preis ist teils schon auch gerechtfertigt :o) finde ich jedenfalls.
Das das Modehaus Balenciaga die Ikea Tasche kopierte finde ich armselig und sie ist geschmacklos. Ein Fan… R
Natürlich ist es mir bewusst, dass der ‚hohe‘ Preis einen Grund hat. Nur weiss nicht jeder(mann), warum dieser Preis zustande kommt. Und als einfacher „Büezer“ nimmt man nicht an, dass ein Handtäschli so viel kosten könnte.