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Zu Beginn der heutigen Situation waren die Läden leergefegt. Jeder wollte es kaufen und fand leere Regale vor! Ich rede von etwas, was 30 Meter lang ist. Das heisst, ein Blatt davon ist 96 x 120 Millimeter gross, davon hat es 250 Blatt auf einer Rolle = 30 Meter. Und alles ist sprichwörtlich für den Arsch.

Die Endlos-Serviette

Es gibt dafür interessante Synonyme, die jedoch allesamt nicht sehr angenehm sind, wenn man sich es genau vorstellt, deshalb spreche ich nur noch von Toilettenpapier oder WC-Papier. Die meisten Menschen in Europa brauchen es zur Reinigung. In manchen Zivilisationen wird der Hintern mit Wasser gereinigt, da wird das Papier zur Trocknung benötigt.

Gestalt

Klar, die einzelnen Blätter sind immer eckig, es gibt es in weiss oder zarten Farben (passend zur Einrichtung). Es gibt auch bedruckte Varianten, häufig eher als Scherzartikel, z.B. mit Dollarnoten oder Bildern von zurzeit nicht so beliebten Politikern (z.B. mit roten Haaren). Es gibt sie parfümiert, auch in feuchter Form.Die Herstellung erfolgt ähnlich wie bei Papier (welches übrigens auch auf Rollen produziert wird). Dann gibt es Varianten von 1 – 5 lagig, es gibt solches aus Recyling-Papier, solches aus ganz weichem körperfreundlichem Papier. Jeder hat etwas für seine Wünsche. Interessant ist, dass am Beispiel Deutschland die Recycling-Rollen nur zu 24 Prozent in Haushalten, der Rest von Grossunternehmen oder staatlichen Betrieben gebraucht wird.

Geschichte

Die ersten „Toilettenpapiere“ waren eher Lumpen oder Schwämme, vielfach wurden aber keine Hilfsmittel genommen ausser Wasser. Deshalb gilt in vielen Kulturen die linke Hand als die „schmutzige“ Hand, da diese gebraucht wurde für die Körperreinigung. Die rechte Hand ist die Hand, welche beim Essen und auch zur Begrüssung verwendet wird.

Anscheinend haben auch hier die Chinesen einen Tick früher etwas anderes gesucht. Gemäss Wikipedia schrieb ein Gelehrten im Jahr 589: „Ich würde es nie wagen, Papier mit Zitaten oder Kommentaren aus den Fünf Klassikern oder Namen von Weisen darauf für die Toilette zu verwenden.“ Im Jahr 851 schrieb ein Reisender: „Sie (die Chinesen) sind nicht sehr sorgfältig mit Sauberkeit, und sie waschen sich nicht mit Wasser, wenn sie ihr Geschäft erledigt haben, sondern wischen sich nur mit Papier ab.

Europa

In Europa wird noch im Mittelalter alter Stoff, Moos, Blätter, Heu und ach altes, minderwertiges Papier genommen. Es gibt tatsächlich Ausgrabungen von Textilresten, welche für diesen Zweck gebraucht wurden. Die wurden so weit ausgewertet, dass man sagen konnte, wie wohlhabend der jeweilige Haushalt war.

Das Papier kam dann mit der Einführung des Wasserklosett in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es brauchte Papier, welches sich auflösen kann um die Leitungen nicht zu verstopfen. 1857 wurde das erste kommerziell als Toilettenpapier definierte Papier in den USA hergestellt. Noch nicht auf Rollen, sondern einzelne Blätter mit Aloe-Extrakten getränkt. 1879 berichtete ein Fachblatt das erste Mal über gelochtes Rollenpapier.

Das erste Unternehmen, welches in grösseren Mengen Klopapier herstellte waren die Eisenwerke Gaggenau, welche heute noch existieren, jedoch nur noch Haushaltsgeräte herstellen. 1928 wurde die Toilettenpapierfabrik Hakle gegründet. Die ersten Rollen bestanden damals aus 1’000 Blatt rauen Krepp-Papiers (war sicher sehr angenehm). Erst 1972 führte Hakle das zweilagige, 1984 das dreilagige Papier ein.

Hamsterkäufe

Während es in Japan im 1973 zu einer Ölkrise kam, entstand eine Toilettenpapier-Panik. Es kam zu Hamsterkäufen. In den USA wurde im Fernsehen eine Satiresendung zu diesem Thema ausgestrahlt, welche dann auch in Staaten zu Hamsterkäufen führte! Es ist also nichts neues.

Aufgrund der derzeitigen Pandemie wurden auch hier, respektive auf der ganzen Welt die Toilettenpapier-Regale leergefegt. Der Verkauf von Toilettenpapiere musste sogar auf eine maximale Menge pro Person eingeschränkt werden!

In Deutschland wurde vom Statistischen Amt zwischen dem 16. und 22. März 2020 eine Nachfragesteigerung von WC-Papier von + 211 % registriert! In Dänemark wurde dieser Entwicklung versucht entgegenzuwirken, in dem man bei jeder weiteren Packung Papier den Preis erhöht hat.

Humoristen und Satiriker waren in Höchstform, keiner konnte sich erklären, weshalb es genau passierte. Toiletten-Papier wurde wertvoll, es gab sogar Schwarzhandel in den Auktionsplattformen. Es war (und ist) ganz einfach schräg. Wann wird wohl die nächste Toilettenpapier-Panik ausbrechen? Das ist doch eine beschissene Aussicht!

Da ist die Frage, wie die Rolle auf der Halterung angebracht werden soll (Papierende vorne oder hinten) gleich irrelevant.